Durch das Zusammenlegen einiger kleinen Aufgaben in Berlin, ließ sich das Angenehme mit dem Nützlichen gut verbinden.
Zunächst war mal wieder frühes Aufstehen angesagt, dann war ich aber schon um 10 Uhr bei unserem Kunden, der diese Eckbank vor exakt 20 Jahren bei uns in Auftrag gab und jetzt samt Lederkissen an die Familie der Tochter weiter. Ein fast schon klischeehaftes Beispiel für Nachhaltigkeit.
Beim nächsten Kunden fotografierten wir das superschicke Schlafzimmer aus Elsbeere endlich mal mit und ohne Türen, weil die Beratung über die Inneneinteilung von Schränken mindestens so wichtig ist, wie die Front. Wenn man also mal so ein akkurat eingerichtetes Exemplar findet, dann lohnt sich auch der Aufwand (unsere Schlafzimmer).
Die Gemeinsamkeiten von Holz und Fleisch
Fast drei Stunden früher als geplant ging es wieder zurück in die Berliner Innenstadt und da kam die Idee den Bloggerkollegen „Wurstsack“ (so sein Künstlername) Hendrik Haase von der Metzgerei Kumpel und Keule in der Markthalle in Kreuzberg zu besuchen. Schnell eingetippt, sagte das Navi „noch 400 Meter.“
Seit 2008 treffen wir uns jährlich beim ursprünglich von uns organisierten Treffen der Nachhaltigkeitsblogger auf der Biofach und beim letzten Mal diskutierten wir noch über Strategien, der ultimativen Haltung der Veganer mit einem Statement für die verantwortungsvolle Tierhaltung und vernünftigen Genuss zu begegnen.
Während wir auf unseren Veranstaltungen die natürschützenden Rinder unserer Hutanger und die Weideschweine vom Schwabhof bewerben und zubereiten (Werkstatt-Tage 20016, Tag der Küche 2016, Tag des Schreiners 4. Nov), hat Hendrik ein sehr dickes Buch „Crafted Meat“ herausgebracht und eine – dank seines Kommunikationsgenies – sehr erfolgreiche handwerkliche Metzgerei Kumpel und Keule gegründet.
So wie für uns die Herkunft unseres Holzes aus der Hersbrucker Alb wichtig ist (an der gewaltfreien Baumernte arbeiten wir noch), ist es für verantwortungsvolle Metzger die Herkunft, aber natürlich auch die Haltung und Tötung der Tiere.
Wir entrinden und sägen unser Holz selbst auf unserem Gelände und lagern es jahrelang, genau das gleiche – nicht ganz so lange – macht man es auch mit gutem Fleisch. Unsere eigenen Trockenkammern entsprechen dann ziemlich genau den Fleischreifeschränken Saltager.
Aber die Parallelen gehen weiter: Aus den edelsten Teilen machen wir Küchen und Möbel, aus den kleinen Stücken Schneidbretter und der gesamte Rest beheizt das Gelände und die Trockenkammern. „Von der Schnauze bis zum Schwanz“ – „nose to tail“ in Angeberdeutsch – oder „vom Wald bis zum Kunden“ bedeutet in beiden Handwerken einen wertschätzenden Umgang mit Tier oder Baum, der bei uns durch die Einzelanfertigung zusätzlich aufgeladen wird, so wie auch ein guter Metzger seine Kunden auch außerhalb der bekannten Filetstücke raffinierte Zuschnitte und -bereitungen empfiehlt.
Wie die Möbelmacher ein Team mit gemeinsamer Philosophie des sorgfältigen Handwerks und des gesunden Wohnens sind, so stoßen auch zu Hendrik ganz besondere Mitarbeiter. Torsten hat zum Beispiel 20 Jahre im KaDeWe von Mario Barth bis zu Angela Merkel fachkundig bedient, und er verkauft selbst einer vorbeischlendernden, pappsatten Vegetarierin einen seiner wirklich genialen Burger in medium. Übrigens haben auch bei unseren Veranstaltungen einige Vegetarier mit gutem Gewissen Freude am richtigen Fleisch gefunden.
In der richtig coolen Markthalle habe ich dann auch noch tollen Käse für unser Team mitgenommen, nachdem es das letzte Mal Bergkäse aus dem Allgäu war, stammt der diesmal aus Ostfriesland von der Rohmilchkäserei Backensholz.
Inspirierende Lesung mit Ulrich Grober endet im Pub
Der genaue Termin der Berlintour ergab sich aus der Lesung von Ulrich Grober in der Stratum Lounge, die ich zur Absprache des Ablaufplans für unsere Lesung in Unterkrumbach (Tage des Schreiners 4.Nov. 2016, hier ist die Besprechung) gerne besuchen wollte.
„Der leise Atem der Zukunft“ heißt sein Nachfolger von „Die Entdeckung der Nachhaltigkeit„, die sich zum internationalen Wissensstandard über die Geschichte und die Bedeutung von Nachhaltigkeit entwickelt hat.
Sowohl während der Lesung, als auch später im netten MacLaren´s Pub direkt daneben war die Inspiration und das motivierende „Vom Aufstieg nachhaltiger Werte“ eine echte Bereicherung für alle Besucher, von denen einige selbst vom Fach waren, wie zum Beispiel Prof. Joachim D. Weber, der das mehr politisch orientierte Buch zur Nachhaltigkeit „Wie wollen wir leben“ schrieb.
Chinesische Schneidermeisterin und Einrichtungskollegin lacht über altmodische Visitenkarte
Die Pubgäste hatten alle noch weite Wege, ich musste nur noch ins Hotel genau ein Haus weiter und so kam ich mit einer chinesischen Schneidermeisterin aus Berlin ins Gespräch, die in den nächsten Tagen die Polster des Pubs neu beziehen wird.
Beim Austausch der Visitenkarten machte die junge Dame ziemlich deutlich, dass die Möbelmacher in ihre aktuelle Qualitätsoffensive wohl auch herwigs Visitenkarte einbeziehen sollten. Nunja, es wurde nicht zuletzt dank des netten Barkeepers, von Beruf Architekt, noch ein handwerklich-architektonisch diskussionsreicher Abend.
Filmpark Babelsberg
Als ich tags darauf unserer Sekretärin Nina gerade via Autotelefon durchgab, dass ich gegen 15 Uhr zuhause sein werde, sah ich das Schild zum Filmpark Babelsberg, was mich dank des späteren Verkehrschaos‘ (90 min) dann insgesamt 7 Stunden Verspätung einbrachte. Aber der aktuelle Anlass war das Gespräch mit dem Regisseur Johannes Naber im Casablanca (hier der Bericht darüber), der die Babelsberger Filmstudios über den Schellenkönig lobte. Beim Gespräch mit der Stuckateurin im Filmpark wurde das Lob dann zurückgegeben: nach ihrer Meinung war „Das kalte Herz“ der schönste und beste Film seit ganz vielen Jahren und Regisseur samt allen Schauspielern das angenehmste Team, das sie jemals in Babelsberg erlebt hat. „Hach!“
Direkt hinter dem Eingang schaute man wehmütig auf den Bauwagen von Peter Lustig aus der Sendung Löwenzahn und auch der oh wie schöne Panamapark von Janosch weckte Erinnerungen.
Sehr imponierend war die Tierschau mit teppichausrollendem Schwein, witzigem Huhn, exakt folgendem Zwergpony und superintelligentem Border Collie. Die Tiertrainerin Claudia zeigte eindrucksvoll, was neben der Kamera passiert, wenn Tierszenen gedreht werden.
Das 4D-Kino mit den rüttelnden Sitzen war auch mal lustig (wenn man es noch nicht kannte, wie ich), die vermeintlichen Horroraktionen im U-boot eher zum Lächeln und die Stuntshow – trotz – aller Gewalt und Geballer (da gibt es anscheinend Filme, für die man solche Szenen braucht) sportlich und technisch beeindruckend inszeniert. Für Helmuts Söhne habe ich sogar ein kleines Video mitlaufen lassen.
Die meisten Stuntmen und -frauen kämen vom Turnen, einer vom Motocrossfahren und alle durften so Auto fahren, wie das im normalen Verkehr wohl eher ungern gesehen würde. (Auf Youtube gibt es übrigens eine Doku über diese Show)
Faszinierend war auch, wie ein Moderator rund 1500 Menschen in kurzer Zeit in Stimmung bringt, vielleicht sollten wir uns für unsere Kochshows und Lesungen davon ’ne Scheibe abschneiden? „Sorry, aber bei dem laschen Applaus, schalten wir unseren Tepan Yaki erst gar nicht an? Jetzt nochmal richtig: WOLLT IHR, DASS WIR KOCHEN??????????????
Apropos: Kochworkshop bei uns in Unterkumbach am Samstag, den 5. November von 10 bis 15 Uhr (bitte anmelden), Lesung mit Ulrich Grober am Freitag, den 4. November.
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Toller Bericht!
Die Tierschau finde ich jetzt persönlich eher doof, aber den Abend im Pub hätte ich gern miterlebt 😉
Beste Grüße
Tim