von | Juni 14, 2025

Betriebsverführung: 13 senegalesische Jugendliche aus dem christlichen Austauschprogramm von Burg Feuerstein in Unterkrumbach

BETRIEBS(ver)FÜHRUNGEN

Ute Danzer steuert Ihre Erklärungen auf französisch bei

Am 15. Mai erreichte mich folgende Mail von Linus Hofmann, dem Bildungsreferenten im Jugendhaus Burg Feuerstein:

„Sehr geehrter Herr Danzer,
die Jugendbildungsstätte Burg Feuerstein in Ebermannstadt richtet seit 2011 eine jährlich stattfindende Jugendbegegnung wechselnder Jugendlicher mit unserer Partnerdiözese Thiès im Senegal aus. Wir sind immer auf der Suche nach spannenden, bildenden Themen aus den unterschiedlichsten Bereichen, um unseren Gästen ein möglichst breites Bild unseres Landes zu bieten. In diesem Jahr soll bei uns auf dem Gelände ein Waldsofa als Kunstprojekt mit der Gruppe gebaut werden. Im Vorfeld würde ich gerne einen Einblick in die deutsche, vor allem aber nachhaltige Möbelproduktion anbieten wollen, da sich doch die Arbeitsweisen und Herangehensweisen beider Länder zum Thema Holz deutlich unterscheiden. …“

Weil wir nicht zuletzt als Rotarier den Jugendaustausch an sich als eine der sinnvollsten Aktivitäten zur Friedenssicherung und Weltverbesserung halten (Rotary betreibt seit 1929 nach Teilnehmerzahlen und globaler Reichweite das größte Programm für den internationalen Jugendaustausch der Welt), haben wir in einem einzigen Telefonat den Termin vereinbart. Nur zum Vergleich: für einen Kochworkshop mit einer demokratischen Partei wechselten wir 34 E-Mails und unzählige Telefonate.
Auf der Website des Austausches kann man Nachlesen, dass dieser Austausch schon eine lange Geschichte hat: 

„Die Anfänge liegen 50 Jahre zurück: Seit 1957 unterhält die Katholische Landjugend Bayerns (KLJB) Kontakte mit der senegalesischen Landjugend (UJRCS – Union des Jeunesses Rurales Catholiques du Senegal). 1979 beschloss der Erwachsenen Verband, die Katholische Landvolkbewegung (KLB) Bayerns, eine Partnerschaft mit den (damals noch) 6 Diözesen in Senegal. Der Diözesanverband der KLB Bamberg nahm dabei engere Beziehungen zur Diözese Thiès auf, die 1999 in eine Partnerschaftsvereinbarung zwischen dem Landvolk und dieser Diözese mündeten.“

Dann steht der Termin vor der Tür, es ist wahnsinnig hektisch und viel zu tun und ich (mein Team auch) frage mich, warum wir „sowas“ immer wieder ausmachen, aber schon stehen die beiden VW Busse vor der Tür, aus denen 16 Menschen steigen, 13 Schwarze und 3 weiße.

Das Willkommen

Senegalesen sprechen Französisch, also wurden meine Erklärungen von der engagierten Dolmetscherin Louisa übersetzt, Ute Danzer konnte bei einigen Fachwörtern und Baumarten und später im Gespräch noch unterstützen, insgesamt funktionierte die Verständigung deshalb perfekt. 

Führung durch Holzlager und Werkstatt

Am Vierseiter-Hobelautomaten erklärten wir die Abläufe bei der Möbelproduktion

Im Nachhinein waren diese drei Stunden auch für uns eine echte Bereicherung, für die wir uns sehr bedanken. Denn die jungen Menschen waren hochgradig interessiert, wenn auch der Austausch über die senegalesische Holznutzung keine neuen Zusammenarbeiten brachte, weil wir eigentlich nur dem Holz aus der Region arbeiten. Andererseits: sollten sich sinnvolle Projekte der Zusammenarbeit ergeben, wie das zum Beispiel auch mit dem Rindentuch aus Uganda der Fall ist, muss man neu drüber nachdenken. Schließlich ist der Kauf von Produkten aus Afrika, die sinnvollste Art der Entwicklungshilfe.

 

Aus den Fragen und im Gespräch drumrum konnten auch wir einiges lernen. Wir entrinden unsere Stämme vor dem Sägen, weil wir damit die meisten Tierchen schon entfernt haben. Im Senegal darf Möbelholz dagegen keinesfalls außen gelagert werden, weil es dort besonders anfällig für den Befall durch tropische Holzschädlinge ist. Einer der wichtigsten Schädlinge, speziell auch im Senegal, ist der Bohrkäfer Sinoxylon senegalense. Dieser Käfer befällt gelagertes Holz, verarbeitetes Holz, Holzmöbel und sogar Gebäude aus Holz.(Quelle) Ein Trick das zu verhindern schilderte einer unserer Gäste: Das Holz wird mit Altöl gestrichen. Nun, auch wir ölen ganz zum Schluss unsere Möbel, aber mit einer anderen Ölauswahl.

Erstaunt hat uns auch die öfter aufgetauchte Frage, ob man bei uns einfach in den Wald gehen kann, ob dort keine Gefahren lauern würden.

Viel Freude vermittelte das unsichtbar in die Küchenarbeitsplatte eingebaute Handy-Ladegerät, denn dieses ist bei senegalesischen Jugendlichen nicht unwichtiger, als bei unseren.

Wenig technisch war dagegen das Zeichnen einer Küche in zwei Minuten, ganz analog mit Bleistift auf Papier.

Das schönste Erlebnis war aber, dass sofort nach dem Auflegen der Schallplatte (Friend and Fellow) getanzt wurde, das Gefühl für Musik scheint viel ausgeprägter zu sein, als bei uns, siehe Videozusammenschnitt.

Relaxsessel als Geschenk für die Burg Feuerstein

Aber natürlich wollten auch alle die Relaxsessel in unserer Ausstellung ausprobieren. Das hatte später den Vorteil, dass sie schon wussten, was sie im Auto wieder auf die Burg Feuerstein bringen: einen Vintage Yoga Relaxsessel aus dem Jahr 1998, den wir bei einem Kunden (gegen kleine Aufpreis übrigens, hihi) gegen einen neuen getauscht haben. Einzige Auflage an die Gäste: selbst abstauben und schöne Fotos schicken.

Die Begegnung mit den interessierten und weltoffenen jungen Menschen hat uns viel Freude gemacht und sie zählt zu den guten Nachrichten in dieser Zeit.

+++++++++++++++++++++++++++++++++

Alle Betriebsverführungen im Nachhaltigkeitsblog
Die regionale Waldschöpfungskette im Nachhaltigkeitsblog
Unsere regionale Waldschöpfungskette auf der Homepage

 

2 Kommentare

  1. Claudia

    Ein wunderbares Beispiel dafür, wie echter Austausch gelingt – mit Herz, Handwerk und Haltung. Solche Begegnungen sind wertvoller denn je. Danke fürs Teilen!

    Antworten
  2. Wollwerkstatt

    Ein wunderbares Beispiel dafür, wie echter Austausch gelingt – mit Herz, Handwerk und Haltung. Solche Begegnungen sind wertvoller denn je. Danke fürs Teilen!

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Video-Newsletter abonnieren

Kennen Sie schon unseren kostenlosen Newsletter mit 'Vorlesevideo'?
1x im Monat kostenlos.
Jetzt keine Aktion mehr verpassen, wir informieren Sie über alle wichtigen Veranstaltungen und Neuigkeiten.

Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen, denn in jedem ist ein Link zum Abmelden vorhanden.

Facebook Feed: