Geburtstag an Halloween
Der Landkreis Nürnberger Land hat den Gemeinschaftsstand auf der Consumenta nicht mehr organisiert, also bot sich seit langem mal wieder die Möglichkeit, den 6. Geburtstag unseres Enkelkindes Leopold an Halloween in Paris zu feiern.
Am Donnerstag sind wir losgedüst. Freitags mussten natürlich schon ungewöhnlich früh die Geschenke ausgepackt werden, dafür buk Laura köstliche Pancakes zum Frühstück. Ungefähr fünfmal in einer Pfanne, auf dem großen Tepan Yaki wäre das auf einmal gegangen, aber diesmal hatte ich ihn gar nicht dabei. Ich persönlich mag die Pancakes ja vor allem in der pikanten, nicht süßen Variante. Am Tepan kann man sie übrigens auch wunderbar aufwärmen, weil er dank Thermostat die Temperatur konstant hält.
Mittagessen in der „Bahnhofskneipe“ Le Train Bleue
Lauras guten Freund und gleichzeitig Leopolds Paten Tristan holten wir im Bahnhof Gare de Lyon ab, der auch eine sehr alte Bahnhofskneipe namens Le Train Bleu besitzt. Das Restaurant wurde dereinst am 7. April 1901 durch Präsident Émile Loubet eröffnet und im Stil der Belle Époque etwas üppiger ausgestattet, als andere Bahnhofskaschemmen.
Nach der schwierigen Diskussion über den eigentlich reservierten Platz suchten wir eine eher engere Alternative. Wir wollten nämlich dort sitzen, von wo aus man Tristan aus dem Zug steigen sieht und nicht das viel zu hell leuchtende und nervende Baustellenplakat. Aber das hat dann leider doch nicht geklappt. Dafür war der TGV (steht für Train à Grande Vitesse, also Hochgeschwindigkeitszug) absolut pünktlich (!), also genossen wir die Atmosphäre in diesem ebenso historischen, wie riesigen Gebäude mit 200 Sitzplätzen, welches eine ebensolche Küche und viele Salons beherbergt. Der aktuelle Küchenchef ist Samir Balia, in Zusammenarbeit mit dem renommierten Zweisternekoch Michel Rostang, vom gleichnamigen Restaurant, dessen Gerichte auf der Speisekarte jeweils mit seinem Namen genannt werden.

Das berühmte Restaurant „Le Train Bleu“ im Gare de Lyon wurde anlässlich der Pariser Weltausstellung (Exposition Universelle) im Jahr 1900 errichtet und am 7. April 1901 offiziell eingeweiht. Es war Teil eines umfassenden architektonischen Projekts, bei dem der Bahnhof Gare de Lyon und sein luxuriöses Bahnhofsrestaurant als repräsentative Schauplätze für die internationalen Gäste geschaffen wurden. (Wikipedia)
In solchen Restaurants gibt es noch Kellner vom alten Schlag, die hier wohl schon eine dreiviertel Million Gäste bedient haben (Denkbeispiel: 100 am Tag, 250 Tage im Jahr, 30 Jahre lang?). Die können mit allen Situationen umgehen, bis hin zum Abschiedsfoto, weil die Zeit in diesem geschichtsgetränktem Restaurant an Leopolds Geburtstag schon etwas besonders war.
Crepes Suzette und Beef Tatar am Tisch zubereitet
Der Tepan Yaki ist einfach perfekt zum Zubereiten von Pfannkuchen, oder etwas dünner auch Crêpes geeignet. Das zelebrieren wir, seit wir im Jahr 1993 den ersten Tepan besaßen und noch viel mehr, seit wir 1997 in Unterkrumbach unsere Showküchen im Einsatz hatten. In gehobenen französischen Restaurants wird der vorher fertig gebratene und zum Dreieck gefaltete dünne Pfannkuchen direkt neben dem Tisch für den Gast zubereitet.
Nach unserem Geschmack ist er furchtbar süß und völlig durchweicht, aber das kann ja gottseidank jeder machen, wie es die Tradition befielt, oder wie er es am liebsten mag. Probieren Sie mal unsere weniger süße und weniger süße Variante. Auf dem Video sieht man zumindest, wie es sich klassisch gehört und man sieht auch, warum dazu ein Gasbrenner hilfreich sein kann.
Das Flambieren mit der Glasflamme kommt so viel cooler rüber, als wenn man am Tepan ein Streichholz, oder Feuerzeug dazu braucht. Ja, wir hatten in den letzten Jahrzehnten immerwieder Kunden, die sich wegen des Flambiereffekts ein Gaskochfeld wünschten, aber die höhere Geschwindigkeit, die nicht existierende Abwärme und die Reinigungsfreundlichkeit des Induktinskochfeldes führte in 98 Prozent aller Fälle dann doch zu Induktion. Deren immer wieder angeblich negativen Auswirkungen haben wir mit diesen Messungen widerlegt.
Beef Tatar
Auch bei uns setzt sich Beef Tatar langsam als Gericht durch, wird aber etwas fränkisch leidenschaftslos kredenzt. Die Art, wie er in Frankreich zelebriert wird, ist der kulinarische Urvater. Wenn man das im Video beobachtet, könnte man sich glatt eine Scheibe davon abschneiden.
Zwischendurch stimmte der immer mal wieder singende Kellner ein Lied an und gemeinsam sangen sie für Leopold ein Geburtstagsständchen, was ihn dann doch etwas verlegen machte.
Der Abschied vom Bahnhof und Asterix
Irgendwie war das Geburtstagsessen dann doch etwas Besonderes, und so gab es noch Gruppenfotos zum Abschied.
Wir haben ja schon im Newsletter 224 das neue Asterix in Lusitanien (Portugal) mittels Rätsel zelebriert (das übrigens noch niemand gelöst hat, es ging um den originellen Namen der dort erwähnten Werbeagentur). Aber wir hätten nie gedacht, dass Paris soooo voller Asterixwerbung ist, am Gare de Lyon, in jeder Buchhandlung oder sogar auf der Peripherie (wie der mittlere Ring in München) vor der aktuell größten Baustelle. Die Franzosen habe eine ganz andere Liebesbeziehung zum Comic, als die Deutschen.
Auf zu Gerhard Richter in die Louis Vuitton Stiftung

Wie immer eine grandiose Ausstellung der berühmtesten Künstler der Welt, diesmal sogar ein Deutscher, weshalb auch ungewöhnlich viele deutsche Gäste hörbar waren
Dann fuhren wir vom Bahnhof zur Louis Vuitton Stiftung, die wir bisher bei fast jedem Parisaufenthalt besuchten. Sie wurde nicht zufällig eröffnet, kurz bevor Laura 2015 von Aix en Provence nach Paris zog. Diesmal ob der Ausstellung von Gerhard Richter, dem wohl international bekanntesten und teuersten deutschen Künstler. Irgendwie hing ich trotz grandioser und riesiger Bilder aus allen seinen Schaffensepochen am Stilbild eines Plattenspielers fest, denn ich liebe Plattenspieler.
Aber dieser hat eine bedrückende Bedeutung: In dessen Gehäuse wurde 1977 die Pistole in die Zelle geschmuggelt, mit der sich Andreas Baader in Stammheim erschoss. Wie ein so unschuldiges, zum Musikgenuss geschaffenes Gerät letztlich so eine geschichtliche Rolle übernehmen muss, erscheint mir tragisch. Richter hat den in der Zelle am Boden stehenden Plattenspieler von einem Polizeifoto abgemalt (schwarzweiß und unscharf, wie die ganze Serie) und damit das einzige Stillleben unter den vielen Porträts und Szenen im Zyklus „18. Oktober 1977“ über die RAF geschaffen.
Ich habe die Hintergründe von diesem Bild noch am Smartphone nachgelesen und war für den folgenden Kunstgenuss stimmungstechnisch fast ausgeschaltet und setzte mich in Erwartung der hinter mir kommenden Familienmitglieder auf einen der wenigen Sitzplätze. Per Whatsapp erfuhr ich dann, dass auch unser Enkelkind – anders als sonst – an seinem Geburtstag verständlicherweise an dieser Kunstausstellung keine Freude fand, sondern die Geschenke zu Hause ausprobieren wollte. Also machten wir uns gemeinsam auf den Heimweg, aber wir werden wiederkommen, die grandiose Ausstellung ist noch bis 2. März 2026 geöffnet.
Das beeindruckende Gebäude, das wir seit seiner Eröffnung 2015 hier im Nachhaltigkeitsblog erwähnen, fasziniert jedes Mal aufs Neue. Zum Beispiel mit den architektonischen Verbindungselemente auf diesem Bild:
Die Geburtstagsfeier als Halloweenparty
Leopold hat sich für seine Geburtstagsfeier eine Halloweenparty gewünscht. Also dachte ich, dass ich mit meinem Zorrokostüm perfekt verkleidet wäre, wurde aber eines Besseren belehrt. Denn Zorro wäre doch einer von den Guten und an Halloween trägt man nur Kostüme, vor denen sich die Menschen fürchten sollen. Wieder was gelernt, aber ich möchte auch weder als Zombie noch als Vampir auftreten. Auf der anderen Seite des Spektrums der gelungensten Köstume stand Leopolds Vater mit seinem aufblasbaren Kostüm, das man sich im Video anschauen muss.
Jetzt hoffen wir mal, dass die Halloweenbegeisterung bis nächstes Jahr wieder vorbei ist, denn eigentlich ist ja auch Reformationstag und Tags darauf auch noch Allerheiligen. Das ist für Leopold natürlich der Hit, weil er vermutlich sein Leben lang nach seinem Geburtstag einen Feiertag genießen kann.
Handgerollte Sushi
Eine völlig neue Erkenntnis war, dass man Sushi nicht unbedingt in gleichmäßige Wurststücke, wie bei der Currywurst schneiden muss, sondern auch von einer ganzen Rolle einfach abbeißen kann. Die Zubereitung haben wir hoffentlich im Video nachvollziehbar getroffen, der Fisch wird eher als Tatar, als als Fischstücke eingelegt und das Noriblatt ist gewärmt und sehr knusprig zu beißen. Die bestellten Rollen kommen der Reihe nach, und wenn man es zu lange liegen lässt, wird man vom Service zum Essen ermahnt, weil das Noriblatt irgendwann kalt wird und einweicht und dann ist es nicht mehr so fein.
Absolute Empfehlung in Paris Sevres (es gibt noch 2 andere Filialen des gleichen Restaurants), das Hando Sevres , das übrigens direkt gegenüber dem Hauptquatrier von Kering Paris liegt, dem zweiten Luxuskonzern neben LVMH (Luis Vuitton, Moet, Hennesy), für den Laura auch schon Werbeetats verwaltete.
Weil die Sushimeister auch mit viel Show Rollen mit Wagyu-Rind mit dem Bunsenbrenner brieten und anrichteten, wollten wir das unbedingt auch probieren, aber für so edle Fleischstücke brauche ich dann wirklich keine Sushirolle. Aber wir haben es wenigstens probiert, darum bitten wir unser Enkelkind ja auch immer. Und dabei gelernt, dass man auch einen Brenner zum Kochen verwenden kann.
Abendessen vom Grill
Am Rückweg haben wir die jungen Leute noch zum Einkaufen bei Anotoines Lieblingsmetzgerei rausglassen und sind mit Leopold heimgefahren. Am Rösle Kugelgrill hat er das 6 cm dicke Steak so perfekt gebraten, dass er auch in Unterkrumbach zum Grillmeister erklärt wird. Meine Theorie, dass er das im französischen Blut habe, widerspricht Laura, weil es in Frankreich mindestens genauso viele schlechte Griller, wie in Deutschland gäbe. Als der Rösle Kugelgrill herauskam, waren unsere 28 Grill-Blogartikel die meist frequentiertesten unseres Blogs.
Heimreise am Sonntag
Weil wir bei der Anreise am Donnerstag die langen Schlangen auf der Gegenfahrbahn in Deutschland beobachteten (wir selbst hatten in unserer Richtung Glück und die Autobahnen in Frankreich, außer denen rund um Paris, sind immer frei), entschloss ich mich dann für die alleinige sonntägliche Heimreise, für die mir Laura sogar noch ein Hörbuch aufs Mobiltelefon lud. Einige Stunden später gab es schon wieder eine Pizza von Da Lucio und es folgten 10 Tage als Strohwitwer. Speziell für die haben wir im Nachhaltigkeitsblog einige Tipps zum schnellen Kochen in der Kategorie „Einfach Kochen“, wie zum Beispiel die „Tomatennudeln deluxe“ gesammelt.
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Alle 27 Artikel über Paris seit 2006 im Nachhaltigkeitsblog




























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