
Falls irgendwer noch Kontakt zu Model (Foto aus dem Jahr 2000) Nadine Weißleder hat, möge er uns doch bitte den Kontakt zu ihr ermöglichen
Erstmal als Kurzgeschichte
Im Jahr 2000 haben wir diese Skulptur für den Hersbrucker Skulpturengarten geschaffen. Dort haben wir sie zum Schutz des Holzes vor allzuschneller Vergrauung unter der Brücke zum Spitaltor installiert, wo sie leider dreimal von Vandalen ruiniert wurde. Nach dem dritten Mal ist uns die Lust zu reparieren vergangen und wir haben sie (obwohl sie eigentlich eine Schenkung war) heimgeholt. Dort verbrachte sie jetzt viele Jahre im Schuppen, den Ute Danzer 2024 ausräumte und die Skulptur vor die Tür legte.
Also überlegte herwig Danzer, wie man dieses Werk neu zur Geltung bringen könnte, aber es hatte ja einen Fuß, der 80 cm im Boden versenkte werden musste. Auf dem gepflasterten Gelände ist das nicht ganz einfach und es dauerte ein paar Wochen, bis die banale Idee entstand, sie nicht in den Boden zu rammen, sondern an der Decke der Möbelmacherterrasse aufzuhängen. 25 Jahre nach der Entstehung hängt sie jetzt leicht aushäng- und drehbar da und macht Freude. Den ganzen Hintergrund zu Ki-kara-kagu-e finden Sie in den folgenden historischen Texten.
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In der Hersbrucker Zeitung im September 2000:
Der Zeitungstext:
„Denk-Mal für den Baum
Im Hersbrucker Skulpturengarten im Spitalgraben steht 7. Objekt
Der Skulpturengarten im Spitalgraben des Kunstmuseums Hersbruck ist um ein 7. Objekt erweitert worden. Eine Holz-Edelstahl-Arbeit von herwig Danzer und Team trägt den japanischen Titel „Ki-kara-kagu- e“, was ,,Aus dem Baum heraus auf das Möbel gerichtet“ bedeutet. Das historische Schriftzeichen für „Baum“ fand Eingang in Form des stilisierten Brett-Stapels.
Ein rohes Brett in der Mitte steht für den gewachsenen Baum, während die durch Edelstahl-Stapelleisten getrennten schreinerisch bearbeiteten Seitenbretter die Nutzung des Naturmaterials durch und für den Menschen symbolisieren. Holz weist einen Wertstoffkreislauf und eine Energiebilanz auf, die noch von keinem synthetisch hergestellten Material auch nur annähernd nachgeahmt werden konnte und hat sich so ein „Denk-Mal“ natürlich verdient.
Die Vergänglichkeit des Materials im Freien mit seiner zunehmenden Vergrauung wird gerade durch den Kontrast zwischen Edelstahl betont. herwig Danzer hat auf Ausstellungen die Erfahrung gemacht, dass vielen Menschen der Zusammenhang zwischen Baum und Möbel, zwischen Natur und Gebrauchsgegenstand völlig verloren gegangen ist. Er wollte auch Bewusstsein schaffen für die Nutzung des heimischen Werkstoffs Holz. Mit zahlreichen Veranstaltungen lässt sein Möbelmacher-Team in den Werkstätten in Unterkrumbach mit bildender Kunst und Musik, mit eigenen Ausstellungen die Grenzen zwischen Handwerk und Kunst ineinanderfließen und lässt beide gleichrangig mit- und voneinander leben.“
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Das war die ausführliche Basis für den Zeitungsbericht:
„Ideensammlung zum Kunstwerk
Seinen Einstieg ins Hersbrucker Künstlerleben hatte herwig Danzer (Jahrgang 1962) 1988 mit der Ausstellung vom „Baum zum Tisch“ für das Kunstfenster der Sparkasse. Auf 2 mal 6 Metern sollte damals dem Publikum die Komplexität der Fertigung eines Massivholzmöbels am Beispiel Tisch vom rohen Brett bis zur fertigen Oberfläche gezeigt werden. Diese Collage aus Photos, Texten, Exponaten und Spänen kam so gut an, dass er fortan zur Teilnahme an den jährlichen Gruppenausstellungen des Kunstvereins eingeladen wurde. Ausstellungen im Dehnberger Hof Theater im Schloss Reichenschwand und Beteiligungen an anderen themenbezogenen Veranstaltungen wurden immer als eine willkommene Herausforderung an die Ausdrucksmöglichkeiten des Werkstoffes Holz gesehen. Denn Themen wie „Wandel und Verwandlung,“ „Hommage an Mozart“, oder „Werden und Vergehen“ führen zunächst zu halbjährlichen Grübeln, bevor an die Entwurfsarbeit gegangen werden kann. Da die Ausführung der Pläne normalerweise ohne seine aktive Mitarbeit entsteht, als Signatur aber schlecht „Die Möbelmacher“ stehen kann, einigte man sich auf „herwig Danzer und Team.“
Die Skulptur für den Hersbrucker Stadtgraben in Holz und Edelstahl soll an die Tradition von „Vom Baum zum Tisch“ anknüpfen. Machte herwig Danzer auf der Nürnberger Consumenta doch die einschneidende Erfahrung, dass für viele Menschen der Zusammenhang zwischen Baum und Möbel völlig verloren gegangen ist. Gespräche, die in den eigenen behüteten Ausstellungsräumen wegen des hohen Informationsgrades der Besucher völlig undenkbar wären, prägten die Überzeugung, dass das Schaffen von Bewusstsein für die Nutzung des heimischen Werkstoffes Holz notwendig sei – fast so, wie der Nürnberger Tiergarten für die Stadtkinder eine Kuh besorgte, die übrigens nicht lila war.
Die Zusammenarbeit mit Anna M. Scholz während der Vorbereitung der ersten Unterkrumbacher Werkstatt-Tage, brachte außerdem das archaische chinesische Schriftzeichen für „Baum“ zutage. Es fand Eingang in die Form des stilisierten Brett-Stapels und den japanischen Titel: .,Ki-kara ka-gu-e“, was nichts anderes bedeutet als „Aus dem Baum heraus auf das Möbel gerichtet.“ Während das mittlere, rohe Brett für den Baum steht, symbolisieren die durch Edelstahl- Stapelleisten getrennten, schreinerisch bearbeiteten Seitenbretter die Nutzung des Naturmaterials für den Menschen. Ein Wertstoffkreislauf und eine Energiebilanz, die noch von keinem synthetisch hergestellten Material auch nur annähernd nachgeahmt werden konnte und dem ein „Denk-mal“ deshalb durchaus zusteht. Die Vergänglichkeit des Materials im Freien – die zunehmende Vergrauung – wird gerade durch den Kontrast zum Edelstahl betont. Vielleicht werden aber auch die Seitenbretter jährlich aufgefrischt? Alles eine Frage der Zeit …“

Das war der Entwurf für die Skulptur im Stadtgraben, erstellt in einer der ersten Versionen von Photoshop
Das Schreiben von Irmgard Meiler an Anna M.Scholz im Jahr 2000
„Liebe Anna,
ich habe Deinen Text benutzt und auf Zeitungsdeutsch zurechtgemacht. Beim letzten Absatz habe ich daran gedacht, dass die Zeitungsredakteure recht empfindlich sind, wenn sie meinen müssen, man wolle unterschwellig Reklame machen, hier mit den „Möbelmachern“, einem Firmennamen. Ich weiss nun nicht, wann das Ding aufgestellt wird. Ich habe so formuliert, dass Du es jederzeit veröffentlichen lassen kannst, als Vorschau oder als aktuelles Ereignis, halt so, dass es zeitlich nicht mit der Museumseröffnung kollidiert.
Eine Kopie habe ich für Herrn Danzer gedacht.“
Das Ergbnis Ihrer Arbeit ist im Zeitungsbericht weiter oben nachlesbar.
Zur gleichen Zeit entstand das Kunstmuseum im Spitaltor mit Ziegeln für die beteiligten Künstler
Die Initialen der im Kunstverein vertretenen Künstler wurden auf die Ziegel glasiert und in das Dach eingedeckt, so bekam auch herwig Danzer einen hD-Ziegel.
Präsentation der Skulptur im Kalender 2001 mit dem Foto von Peter Jirmann
Der Artikel im Kalender war so formuliert:
Kunst hat eine neue Adresse:
Das Kunstmuseum Hersbruck am Spitaltor
Der Hersbrucker Kunstszene fühlen wir uns schon seit unserem ersten Kunstfenster von 1990 in der Sparkasse verbunden. Seitdem beteiligen wir uns an den Gruppenausstellungen des Kunstvereins in der Sparkasse (Bild 38) und seit der Gründung des Fördervereins Kunstmuseums Hersbruck versuchen wir auch hier zu unterstützen, wo wir können. Im Oktober letzten Jahres eröffnete der Verein ein eigenes Domizil am Spitaltor, direkt gegenüber der Buchhandlung Lösch. Frau Dr. Anna Scholz („Szenenmotor“ und Vereinsvorstand) denkt aber schon wieder weiter. Eine Stiftung soll gegründet werden, deren Kapital eine ernsthafte wissenschaftliche Katalogisierung und Auswertung des vorhandenen und vor allem des zu erwartenden Materials finanzieren kann. Denn diese wichtige Arbeit lässt sich beim besten Willen nicht so nebenbei und auch nicht von jedem machen. Deshalb sucht der Verein jetzt nicht mehr nur nach weiteren Fördermitgliedern (Mitgliedsbeitrag jährlich 60.-DM), sondern auch nach Menschen, die bereit sind, der Stiftung beizutreten und ihr einen Betrag ab 1000.- DM zur Verfügung zu stellen (Tel. Dr. Anna Scholz 09151/ 70186 oder www.lau-net.de/kunstmuseum. hersbruck)
Über Peter Jirmann schrieben wir im gleichen Kalender 2001 folgendes:
(39): Peter Jirmann hat schon am Kalender von 1997 mitgewirkt. Damals assistierte er herwig Danzer, heute wäre es bestenfalls andersherum. Denn Peter hat nach dem Abi in Nürnberg Fotodesign studiert und mit seinen hervorragenden Arbeiten auf Anhieb die Aufnahme in den renommierten BFF (Bund freier Fotodesigner) geschafft. Nach unserer Überzeugung liegen seine größten Fähigkeiten in der Mode- und People-Fotographie (vielleicht kennen Sie den tollen Prospekt für die ! Boutique von Doris Libera), auch wenn ein frischgebackener Selbständiger natürlich den gesamten Bereich der Photographie abdeckt. Ki-kara-kagu-e japanisch ungefähr: „Aus dem Baum auf das Möbel gerichtet“) stilisiert das alte japanische Schriftzeichen für Baum und einen Bretterstapel, der innen das unbehandelte und außen die bereits möbeltauglichen Bretter zeigt. Die Kenner der Hersbrucker Szene wissen natürlich, dass die Inspiration für dieses Werk aus der Zusammenarbeit mit Anna M. Scholz bei den ersten Unterkrumbacher Werkstatt-Tagen stammt.
Das Schild zur Beschriftung:
Der Titel bedeutet auf japanisch ,,Aus dem Baum heraus auf das Möbel gerichtet“ und versucht, die Verbindung vom Baum zum Möbel, aber auch vom Handwerk zur Kunst herzustellen. Diese Skulptur wurde für den Hersbrucker Skulpturengarten im Jahr 2000 geschaffen, wo sie aber wegen ständigem Vandalismus entfernt wurde. Sie stilisiert das archaische japanische Zeichen für „Baum“ und die Holzstapel nebst Stapelleisten, die erst die Fertigung von edlen Möbeln ermöglichen.
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