Es war ein grandioser Abend bei der Lesung von Denis Scheck, aber davon soll an anderer Stelle berichtet werden. Hier möchte ich nur die vielen Fragen nach dem Rezept unseres Waldmeistereises beantworten und gleichzeitig auch für mich selbst festhalten. Denn in seinem Buch „Schecks kulinarischer Kompass“ beschreibt Scheck den tragischen Verlust eines typisch deutschen Eisgeschmacks (des einzigen!), der vor einer völlig unbegründeten Panik vor Leberschäden durch Cumarin einfach ausgeschaltet wurde.  Auf Seite 74 schreibt Scheck:

„Niemand hat es je geschafft, durch Verdrücken noch so vieler Kugeln Waldmeistereis seine Leber zu schädigen. Dennoch besiegelten einige pseudowissenschaftliche Artikel in der deutschen Boulevardpresse Mitte der 70er-Jahre das Schicksal von Waldmeistereis : Es verschwand von den Angebotstafeln in immer mehr Eisdielen und schließlich aus der Erinnerung der meisten Eisesser selbst. Mag sein, dass man das Paradies erst zu schätzen weiß, wenn man daraus vertrieben wurde. Mit meiner Eismaschine, einem Bund Waldmeister, einem halben Liter Sahne, sechs Eigelb, etwas Zucker und einem Spritzer Zitronensaft besitze ich eine Rückfahrkarte, die zum jederzeitigen Fahrtantritt berechtigt.“

Zufällig hat Ute Danzer am Tag vor der Lesung vom Auto aus Waldmeister gesehen und eine handvoll mitgebracht. Was lag also näher, als eine Nachspeise im Sinne des Buches zu kreieren? Meine Gefrierschüssel der Ankarsum Küchenmaschine steht immer im Gefrierschrank bereit, also mache ich mich auf die Suche nach weiteren Tipps zum Extrahieren des Geschmackes aus den Kräutern, die das Eis übrigens nicht grün, sondern gelb färben. Das grüne Gedächtnis rührt nur von den verwendeten Lebensmittelfarben. In einer Mischung aus Denis Angaben und zwei anderen Rezepten habe ich mich dann für folgende Vorgehensweise entschieden.

Rezept Waldmeistereis aus Kräutern mit der Ankarsrum

1 Handvoll Waldmeister über Nacht angetrocknet
150 ml Milch
350 ml Sahne
6 Eigelb
70 g Zucker
1 Prise Salz
1 kräftiger Spitzer Zitronensaft

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• Waldmeister in der ganz leicht gesalzenen Milch gerade so nicht aufkochen, abkühlen und mindestens zwei Stunden ziehen lassen
  
• Milch durch ein Sieb abgießen (natürlich habe ich auf Aromasuche noch fleißig auf dem Waldmeister rumgedrückt)
  
• Eigelbe mit Zucker in der Ankarsum Rührschüssel schlagen, bis sie cremig werden, dann die aromatisierte Milch und Sahne zugeben und weiter schlagen
  
• Abschmecken mit einem Spritzer Zitronensaft
  
• Ich habe alles nochmal im Schockfroster runtergekühlt, aber das geht auch in der Gefriertruhe oder man wartet einfach etwas länger bei der Eisproduktion
  
• In den Eisbehälter-Kühlakku einfüllen und von der Maschine rühren lassen, bis ein feines, cremiges Eis entsteht
  
• Am besten bei rund minus 10 Grad servieren (das Eis, nicht der Raum)

Aber Schecks Infos zum Waldmeister haben auch noch andere Vorteile: sollte der Hausarzt Sie mal wieder auf Ihre Leberwerte ansprechen, können Sie sich mit Unmengen an vertilgtem Waldmeistereis rausreden.