von Meret Kreß
Vor meiner Reise in dieses Land war ich mir der Bedeutung dieser Bezeichnung noch nicht bewusst.
Etwa Anfang dieses Jahres hat, Stefan Falter, Lehrer meiner Berufsschulklasse, von seiner Idee eine Studienreise nach Israel zu organisieren, erzählt. Ich war sofort daran interessiert, mit ihm und Leuten aus meiner Klasse dort hinzugehen, musste damit aber einsehen, dass ich dann keinen Erasmus Austausch machen könnte.
Mit Freund*innen und Mitschüler*innen ein Land erleben zu können, finde ich so spannend und habe dann zugesagt. In der Vorbereitungsphase haben wir angefangen, den Ulmer Hocker zu fertigen. Also Bretter zu Platten verleimen, Fußleisten Nuten und Schlitzen, Rundstäbe fräsen und schließlich eine Schwalbenschwanz-Eckverbindung machen. Der Rest würde dann von den israelischen Jugendlichen in Jerusalem gemacht werden. Außerdem haben wir noch einen kurzen Themenvortrag zu Israel und der jüdischen Kultur gehört und uns einen Abend in einer Kneipe getroffen, um uns auch als Gruppe besser kennenzulernen. Wir waren 16 Schüler*innen, alle aus den Klassen vom dritten Lehrjahr, drei Lehrpersonen und eine ehemalige Schülerin.
Wir waren insgesamt 12 Stunden unterwegs, als wir um 5 Uhr morgens in Jerusalem am Beit Ben Yehuda Haus angekommen sind.
Die ersten Tage waren gefüllt mit Erkundungen der Altstadt und dem Kennenlernen der jüdischen Gesellschaft. Besonders prägend war der Besuch bei der Organisation Roots, in der West Bank in Palästina. Sie gibt Israelis und Palästinensern physischen und psychischen Raum zu Kommunikation. Wir konnten mit Menschen von beiden Seiten reden, die beide Lebensrealitäten, die eigene und die andere, anerkennen.
Ein inspirierender Ort, den wir besuchen durften, ist die Holzwerkstatt „Yadanut“, ein Wortspiel im Hebräischen über Handwerk/arbeit von Gil Arad. Dort wird das Holz nur mit der Hand bearbeitet und es gibt statt den bei uns geläufigen elektrischen Maschinen, stromlose Alternativen. Eine Drehbank mit Fußantrieb, eine Bohrmaschine mit Handkurbel und unzählige Hobel, Stemmeisen und Sägen. Statt Metallnägeln oder Schrauben gibt es Holznägel und reine Holzverbindungen. Das händische Arbeiten entschleunigt den Fertigungsprozess ungemein und Gil empfindet es als meditativ. Möglich ist dieses Arbeitskonzept durch die unterschiedlichen Workshops welche er in seiner Werkstatt veranstaltet. Wir waren alle fasziniert von den einzigartigen Designs und der hervorragenden Qualität der Werke in Yadanut.
So ähnlich hat sich das Arbeiten mit den israelischen Jugendlichen übrigens auch angefühlt. Wir haben nur für die Bohrung des Rundstabes eine Akkuschrauber verwendet. Die Zinken haben wir, beziehungsweise unsere israelischen Teammitglieder, mit der japanischen Feinsäge gesägt, für die Zwischenräume haben wir mit Stemmeisen und Hammer gearbeitet. Zum Verleimen des Hockers haben wir Zulagen und Zwingen genommen. Am meisten hat vielen der Jugendliche das Schleifen der Oberfläche gefallen. Das war auch ein Schritt, wo wir sie komplett selbstständig arbeiten lassen konnten.
Es hat wahnsinnig Spaß gemacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten und sich kennenzulernen. Sowohl der betreuende Lehrer der israelischen Jugendlichen als auch wir waren total positiv überrascht von ihrer Begeisterung und Konzentration. Und natürlich gab es auch genug Zeit dazwischen um zu Reden, Tanzen, Tischtennisspielen und Falafel Essen.
Das Gegenteil zu Jerusalem, wo wir die meiste Zeit verbracht haben, ist vermutlich Tel Aviv. Dort durften wir den letzten Tag, nach einem kleinen kulturellen Spaziergang durch die vom Deutschen Werkbund geprägten Wohnviertel, am Strand verbringen. Ein entspannter und warmer Ausklang unserer ereignisreichen Reise nach Israel.
0 Kommentare