Bob Dylan auf seiner Neverending Tour (seit 1988, dem Gründungsjahr der Möbelmacher)
Ein Weihnachtsgeschenk führt uns aus familiären Gründen diesmal im April nach Paris und Samstagabend durften wir im ebenso ausverkauften, wie berühmten Le Grand Rex (das 1932 nach amerikanischen Vorbild der Filmpaläste entstandene Kino mit 2800 Sitzplätzen) dem Konzert von Bob Dylan lauschen, aber nicht fotografieren.
Trotzdem entstanden einige Fotos und Videos und wurden öffentlich. Beim Kampf der großen Künstler bzw. Veranstalter gegen die Photographen geht es um rigide Fotovorschriften für Berufsfotografen, beim Kampf gegen Handyfotos geht es auch um den Genuss am Konzert, der gestört wird.
Clarissa Herbillon aus Paris machte viele Videos und Fotos, die den 78-Jährigen bei einem der beiden Lieder zeigen, in dem er nicht hinter dem Flügel saß, bzw. stand. Apropos Flügel: ein Gerücht besagt, dass er ob seiner Arthrose die Gitarre – deren Bedienung er durchaus mächtig war – gegen den Flügel tauschte. Sehr elegant hat sein überschaubares musikalisches Niveau auf diesem Instrument der Kritiker Helmut Heimann auf rbb24 umschifft:
„Seine Fähigkeiten an den Tasten sind inzwischen aber doch beachtenswert, wenn auch nicht unbedingt nach klassischen Maßstäben.“
Das Video ist von rockerparis.blogspot.com wo man noch sehr viel mehr gutes Material des Konzerts findet.
Aber klassische Maßstäbe werden dieser Erscheinung sowieso an keiner Stelle gerecht: Mein Applaus bezog sich eher auf sein Lebenswerk und den großen Einfluss auf meine eigene Sozialisation, als auf das Konzert. Schon immer war es mir lieber, wenn seine literaturnobelpreisbelohnten Texte jemand anders sang – am besten Joan Baez wie in diesem Artikel „Ein Stück des eigenen Lebens“ über Ihr Konzert in München schon erwähnt – ich lese die Texte auch sehr gerne in dem schönen zweisprachigen Buch „Lyrics“.
Das Konzert war für mich persönlich (anscheinend im Gegensatz zu vielen begeisterten Fans) eher Zeitdokument denn musikalischer Genuss. Natürlich habe ich Respekt vor einem Künstler, der seine eigenen Lieder bis zur Unkenntlichkeit neu erfindet, aber ich darf dann auch entscheiden, ob sie mir gefallen oder nicht. Besonders der dominante Sound des Schlagzeugs (der Franke würde sagen, „des Gschlooch“) störte mich, andere berichten genau davon begeistert, sogar für Dylans Gesang gibt es Lob, jeder, wie er es mag. Ansonsten gibt es über das Düsseldorfer Konzert der gleichen Tour auch wohlwollende Kommentare in RP-online, Rbb24 über Berlin und im Mainecho über das Würzburger. (Übrigens höre ich Dylans CD „Modern Times“ sehr gerne.)
Tourdaten:
20. April – Augsburg, Schwabenhalle
5. Juli – Hamburg, Barclaycard Arena
6. Juli – Braunschweig, VW Halle
7. Juli – Mainz, Volkspark.
Preiswertes Restaurant Bouillon Chartier als Geheimtipp
Man kann in Paris viel Geld in Restaurants lassen, mal mehr oder weniger angemessen, aber es gibt auch originelle und preiswerte Kleinode, die man mal gesehen haben muss. Das Restaurant Bouillon Chartier gehört dazu, wo man auch spät am Abend noch etwas zu essen bekommt. Ein wenig Bahnhofshallenatmosphäre und die rustikale Hausmannskost nimmt man schon alleine wegen des Jugendstil-Ambientes in Kauf und der nette Kellner machten den Rest des Abends nach dem Bob Dylan Konzert trotz runter geworfener Teller (mit Dorade) zu einem wunderbaren Pariserlebnis. Die Rechnung wird übrigens am Tischtuch aus Papier addiert.
Abtei Saint-Germain-des-Prés
Beeindruckt besuchten wir auch die frisch renovierte Abtei Saint-Germain-des-Prés und während ich das hier am Heimweg im Auto schreibe, brennt nicht viel weiter die Kathedrale Notre Dame. Da bleiben einem die Buchstaben in der Tastatur stecken. Es ist ein tragischer Verlust für die Menschheit, aber vielleicht eint der Wiederaufbau das gespaltene Frankreich ja wieder ein wenig?
Die reparierte Schublade
Wir waren mit besten Freunden unterwegs und da wählt man gerne Restaurants, von deren Qualität man sich schon früher überzeugt hat. In diesem Artikel im Mai 2018 haben wir einst auf die kaputte Schublade im empfehlenswerten Restaurant Le Pré aux Clercs hingewiesen, was offensichtlich gewirkt hat, denn sie ist repariert:
Pariser Kunstakademie war wegen Dreharbeiten kaum zugänglich
Den Restaurantbesuch ergänzen wir traditionell mit einem Besuch der Pariser Kunstakedemie, in der immer interessante Ausstellungen oder Menschen zu sehen sind. Diesmal mussten wir uns mit einer winzigen Ausstellung von Zeitgenossen Leonardo da Vincis und einem kurzen Besuch der wunderschönen Halle bei Sonnenschein zufriedengeben. Den just dort sollte wenige Minuten später ein Historienschinken mit Päpsten (hihi), Kardinälen und der Schweizer Garde gedreht werden. Müssen mal drauf achten, ob wir drin zu sehen sind …
Im nächsten Parisbericht Artikel berichten wir vom gemeinsamen arabischen Kochen, dem Marktbesuch und dem Zubereiten des Seeteufels mit improvisierter Sous Vide-Technik.
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Paris im April Teil 1 mit der gelieferten Schreibtischplatte
Paris im April Teil 3 mit arabischer Küche und Seeteufel Sous Vide gegart (kommt bald)
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