von | Okt 27, 2019

„Die Welt reparieren“ Open Source und Selbermachen als postkapitalistische Praxis

Allgemein, Kulturbahnhof, Regionalbewegung

 Vortrag von Andrea Baier im Kulturbahnhof Ottensoos am 14. November 19.00 Uhr, Eintritt frei

Weltweit  entstehen immer mehr Initiativen des Selbermachens, in denen eine Vielfalt von Anliegen und Problemen kollektiv bearbeitet werden. In diesen – jenseits von Markt und Staat angesiedelten – kollaborativen Zusammenhängen wird ein basisdemokratisch orientiertes Verständnis von Zusammenleben und Urbanität erprobt und zugleich nach ökologisch und sozial sinnvollen Lösungen für grundlegende Formen der Versorgung mit Nahrungsmitteln, Energie sowie für alle zugängliche Technik (open source) gesucht. Dabei entstehen faszinierende neue Formen des gemeinsamen Produzierens, Recycelns, Wieder-/ Weiterverwendens, Reparierens und Tauschens von Dingen, die die industrielle Logik des 20. Jahrhunderts herausfordern und sogar auf den Kopf stellen. Auch im Nürnberger Land haben sich do-it-yourself  Initiativen gegründet wie z.B. die Repair-Cafés in Altdorf, Hersbruck, Feucht und Schwaig, verschiedene Fahradwerkstätten, das FabLab in Neunkirchen oder das kreative Ändern und Weiterverarbeiten von Textilien in der „Nählust“ des Kulturbahnhofs Ottensoos.

Andrea Baier als Mitherausgeberin des gleichnamigen Buchs berichtet über die Entwicklung dieser vielversprechenden innovativen Praxis und ordnet zugleich diese neuen »Labore« in die notwendige Transformation zu einer Postwachstumsgesellschaft mit mehr Eigen- und Gemeinschaftsarbeit, dezentraler Vernetzung in einer Regionalwirtschaft,  mehr geldfreien Zonen mit Eigenversorgung und weniger Kapitaleinsatz ein. Sie ist Soziologin und Mitarbeiterin der gemeinnützigen Forschungsgesellschaft „anstiftung“  in München, die offene Werkstätten, Reparatur-Initiativen und urbane Gemeinschaftsgärten fördert.

1 Kommentar

  1. Stefan P.

    Ein wichtiges Thema! Aber das mit den Fahrrädern ist vielleicht nicht das richtige Beispiel: Zum einen ist ein Bereich, in dem die wenigsten Anbieter „Kapitalisten“ sein dürften. Zudem gibt es – wie ich im Sommer bei einer Radtour durch das Frankenland feststellen konnte, bei der mir, übrigens in Hersbruck, kurz vor Ladenschluß noch der „Umwerfer“ an der Gangschaltung repariert wurde – hier durchaus fähige Betriebe (in diesem Fall sogar in weiblicher Hand), die gerade im Interesse einer Infratsruktur für ein klimaneutrales Leben, erhalten bleiben sollten. Vielradler ohne ausgeprägte handwerkliche Kenntnisse dürften vermulich dafür plädieren, dass im Fahrradbereich die Entwicklung eher zu einer spezialisierten Versorgung geht. Anders wird es sich kaum verwirklichen lassen, dass die Nutzung des Fahrrads auch über weitere Distanzen zum Normalfall wird. Wenn andererseits landauf, landab von Garmisch-Partenkirchen bis Flensburg in zig-tausenden Läden geschälte Kartoffeln im Glas angeboten werden, die Menschen vorgaukeln, sie könnten so etwas simples nicht mehr selbst herstellen (und die deshalb auf das – gerade bei erheblicher beruflicher Beanspruchung – durchaus entspannende und sinnliche Erlebnis, bei angenehmer Musik oder interessanten Wortsendungen im Radio Gemüse zu putzen und zu schälen verzichten) sollte es genug andere Beispiele geben, das Thema anzupacken. Interessant sind wohl vorallem „Selbstmachalternativen“, die industrielle Angebote überflüssig machen, weniger diejenigen, die bestehenden mittelständischen Strukturen noch weitere Konkurrenz machen.

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