von | Jan 3, 2020

Am 225. Geburtstag des Bleistifts: Loblied auf den Bleistift, die Freihandzeichnung und den Radiergummi

Allgemein

Auch dieses Kunstwerk „Sitzen Sie gut“ von Ingo Klöcker ehrt den Bleistift an seinem Geburtstag

Am heutigen 3. Januar feiert der Bleistift seinen zweihundertfünfundzwanzigsten Geburtstag worauf mich dieser grandios geschriebene und recherchierte Artikel von Claudia Mäder in der Neuen Züricher Zeitung aufmerksam machte. Erfunden wurde er danach von Nicolas-Jacques Conté, ursprünglich Porträtmaler, später hat Conté in der Aufklärungszeit Chemie und Physik studiert. 1795 analysierte er die aus England ob des Kriegszustands nicht mehr an Feinde gelieferten Stifte aus der Mine von Cumberland und erkannte, dass das „englisches Antimon“ genannte Material mit Blei nichts zu tun hatte, sondern superedler Grafit war. Er entwickelte in nur 8 Tagen die heute noch gebräuchliche Technik, vergleichsweise minderwertiges französisches Grafit mit Ton und Wasser zu mischen, zu kochen und mit dieser Masse durch unterschiedliche Rezepturen und Härten auch noch verschiedene Grautöne erzeugen zu können.

Der Beistift: „Oder besitzen wir etwa ein aufopferungsvolleres Ding als ihn, einen treueren Verbündeten in all unserem Tun? Dem Denken gibt sich der Bleistift so vollkommen hin wie kaum ein Mensch. Millimeter um Millimeter braucht er sich auf für gute und schlechte Ideen, er lässt sich, ohne zu jammern, von unseren Zähnen zermalmen und von Spitzern traktieren. Während unsere Worte zu Sätzen wachsen, schrumpft der Bleistift zusammen und lässt seinen innersten Kern auf dem weissen Blatt zurück – bis am Ende nur noch die Spuren der dunklen Mine an seine einstige Existenz in Holz und Lack erinnern.“ (Claudia Mäder)

Unsere Jubiläumsbleistifte aus dem Jahr 2008, bald gibt es wieder Nachschub

Die Autorin will heute Abend ihre guten Vorsätze für 2020 ausradieren, gottseidank hat sie sie nur mit Bleistift festgehalten. Sie wird zwei Kisten Champagner kaltstellen und dem Bleistift zu Ehren 225 Kerzen anzünden. Wäre sie nicht in Zürich würden wir glatt mitfeiern, entsteht doch der Umsatz der Möbelmacher fast immer durch Freihandzeichnungen mit Bleistift auf weißem Papier.

Der Wert des Freihandzeichnens

Gerade erst haben es unsere Küchenzeichnungen sogar ins Kunstmuseum Hersbruck geschafft (hier der Bericht darüber) und am letzten Montag vor Weihnachten übten wir mit unserer Meisterin Sophia Wagner und Küchenbauer Matthias Becker gemeinsam das Umsetzen von Einrichtungsgesprächen mit den Kunden in erste Skizzen, die wir Skribbles nennen. Dabei stellte sich heraus, dass die Kunstleistungskurs-Abiturientin eher schönere Zeichnungen anfertigt, allerdings bin ich (noch) deutlich schneller.

Die Zeichnung von Sophia Wagner (die kolorierte Version entstand später)

Blitzversion von herwig Danzer

Aus unserer Sicht – und dem Urteil unserer Kunden folgend – lässt sich das schnelle Skizzieren durch keinen Computer ersetzen, denn dank unserer Einzelanfertigung halten wir uns an keine Kataloge oder Datenbanken, sondern entwerfen mit jedem Kunden neue Möbel und Küchen. Dazu ist auch der Radiergummi sehr wertvoll, denn in wenigen Sekunden können wir dank ihm Änderungswünsche in die vorhandene Zeichnung einbauen. Der Computer kommt bei uns auch, aber eben erst viel später zum Einsatz.

Bleistift von Faber-Castell ist verantwortlich Möbel- und Küchenverkäufe seit 2003

Der Drehbleistift von Faber-Castell, von der einstigen Kannelierung (Längsrillen) ist nach 17 Jahren nichts mehr zu sehen

Wie auch die Autorin, die ihren persönlichen Lieblingsbleistift leider beim Wandern aus dem Rucksack verlor, ist mein Lieblingsbleistift ein Geschenk von Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell (leider im Jahr 2016 verstorben), mit dem zusammen die Lammsbräu und die Möbelmacher im Jahr 2003 den 1. Nürnberger Nachhaltigkeitspreis gewannen.
„Herr Belch, bitte kümmern Sie sich  darum, dass Herr Danzer einen vernünftigen Bleistift trägt“ waren seine Worte, als er sich zu mir herunterbeugte und meinen einfachen metallischen Minenbleistift be-schlecht-achtete.

Preisverleihung des Nachhaltigkeitspreises im Jahr 2003: Dr. Franz Ehrnsperger (Lammsbräu), Ursula Heller (BR), herwig Danzer, Wolfgang Graf von Faber-Castell 

Umweltbeauftragter Belch, den ich aus den vielen gemeinsamen Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit gut kannte, schickte mir das erste Modell aus der Graf Wolfgang Serie, allerdings nicht als Geschenk, sondern mit der Bitte zur Begutachtung. Also schrieb ich alles, was ich daran doof fand, in die direkte Antwortmail: „Er ist hinten viel zu schwer, die Mine ist mit 0.7 mm viel zu dick und er schaut viel zu weit aus dem Hemd heraus.“ Ich schickte die Mail ab und wunderte mich über die Tüte, auf der „Anlaufschutz“ stand.

Erst im Internet erfuhr ich dann mit Schrecken, dass er aus Silber und soo teuer ist, dass man sowas eigentlich in der Schublade, wenn nicht im Safe aufhebt. Aber in diesem Moment beschloss ich das wertvolle Stück auch zu verwenden. Seitdem steckt er in meiner Hemdtasche und ist für Möbel- und Küchenverkäufe im Wert von mindestens 10 Millionen Euro verantwortlich: also müssen wir ihn und seine 225 Jahre alten Vorfahren heute Abend wirklich feiern! Danke für die Inspiration zur Nachhaltigkeit des Bleistifts an Claudia Mäder.

Entwurf und Wirklichkeit in Erfurt

 

 

Der älteste Stift von Faber Castell  foto: Faber-Castell

Jetzt darf man sich nicht von der Tatsache verwirren lassen, dass Kaspar Faber schon 1761 Bleistifte fertigte, denn auch in deren Chronik ist die Geburt des modernen Stifts durch Conte auf 1795 datiert. Aber Hauptsache heute Abend gibt´s in Zürich Champagner.
Übrigens haben wir uns auch hier schon mit dem Zeichnen und dem Buch von Ingo Klöcker gewidmet.

2 Kommentare

  1. Monika Lehner

    Hallo Herwig,

    die Geschichte mit dem Bleistift ist ja schön … danke!

    Vor allem wird einem bewusst, wie lange man sich schon kennt, wenn auch noch sehr „lose“ … später dann per Namen und Gesicht.

    Ich wünsche Euch noch ein gesundes, erfolgreiches und mit vielen Geschichten gespicktes NEUES JAHR.

    Lieben Gruß
    Monika

    Antworten
  2. herwig

    Danke liebe Monika, für Euch auch ein tolles 2020!

    Antworten

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