Für unsere Kunden bauen wir gerne Betten aus Zirbenholz, weisen aber gleichzeitig darauf hin, dass die Studie, die den „Zirbenhype“ auslöste, keinen Beweis für die gesundheitliche Alleinstellung der Zirbe darstellt. Denn gemessen wurde nur der Unterschied Zirbe versus Spanplatte, vielleicht sind unsere heimischen Holzarten ja viel gesünder?
Das Zirbenbett der Möbelmacher

Dieses Bett ist zum Beispiel aus echtem Zirbenholz, optisch der Kiefer sehr ähnlich, nur riecht es noch heftiger

Zirbenbetten können glücklich machen – Betten aus Buche übrigens auch
Weil wir eine Schreinerei sind, die die Möbel für unsere Kunden nach deren Wünschen in Einzelanfertigung herstellt, weichen wir ab und zu von unserer Philosophie der heimischen Hölzer ab und kaufen das Holz der alpenländischen Zirbe zu – natürlich nicht das der sibirischen, die bei uns auch auf dem Markt ist(!). Das ist nicht weiter tragisch, weil wir nach außen kommunizieren, dass wir zu mindestens 95% Holz aus der Region verarbeiten (meist sind es hundert), aber ab und zu kommt mal eine Schwarznuss oder eben ein Zirbe auf unsere Säge.
Im Vergleich zu unseren nicht zuletzt aus Langlebigkeitsgründen verwendeten heimischen Harthölzern ist sie sehr weich und druckempfindlich (Darrdichte von 400 kg/m³ im Vergleich zur Buche mit 680 kg/m³, Eiche 660kg/m³ Esche mit 640 kg/m³) und man riecht sie in der ganzen Werkstatt. Denn von allen verwandten Kiefernarten hat die Zirbe den höchsten Anteil an Pinosylvin, welches wohl auch für die antibaktierielle Wirkung und die Abwehr von Motten in Kleiderschränken verantwortlich sein könnte. Ob die vielen Astlöcher schön oder nicht sind, entscheiden unsere Kunden wie immer selbst, aber manche erkennen darin Augen und fühlen sich verfolgt; die einen lieben den Geruch der Zirbe, für die anderen stinkt sie einfach.

Gerade fürs Kinderzimmer ist Massivholz wichtig – ob aus Zirbe, Ahorn, Buche oder Eiche ist dabei aber eine Geschmacksentscheidung unserer Kunden
Einer Kundin gegenüber habe ich vor ein paar Monaten meine Skepsis gegenüber der herausragenden gesundheitlichen Wirkung der Zirbe auf den Schlaf geäußert, weil ich mich an einen kritischen Artikel über die Forschungsergebnisse erinnerte. Um das belegen zu können, musste ich neu recherchieren und das folgende Ergebnis überlassen wir – wie zum Beispiel auch die Untersuchung von Induktionskochfeldern – wie immer unseren Kunden zur eigenen Beurteilung.
Mit einem Zufall beim Forschungsprojekt fing alles an (S.21 der Diplomarbeit)

Die Probanden der Studie schliefen eine Woche im Zirbenbett, Esther vergab viele Sterne für unser Ausstellungsbett aus Buche
In der Diplomarbeit „Das gesunde Zirbenholzbett“ von Ana Ionescu an der Universität Wien werden die Hintergründe der einzigen Studie aus dem Jahr 2002 erklärt, die bis heute für den Hype der Zirbe verantwortlich ist, aber auch auch für die unglaubliche Preissteigerung beim Einkauf von Zirbenholz. (Wer nicht soviel lesen will, findet hier und hier kurze Beurteilungen zur Studie).
Im Jahr 1999 gab es eine Tagung zur Verbesserung der schlechten Vermarktungsmöglichkeit der Zirbe, wobei sich forstliche Interessengruppen aus Österreich, Südtirol, der Schweiz und Bayern darauf einigten, eine Literaturstudie in Auftrag zu geben und zusätzlich die Qualitäten des Zirbenholzes durch wissenschaftliche Untersuchungen zu belegen. Dabei ging es zunächst ausschließlich um die mottenabweisende und insektenfeindliche Wirkung der Zirbe. DI Andreas Langer, Auftraggeber der Studie des Tiroler Waldbesitzerverbandes und des Südtiroler Bauernbundes über das Zirbenholz, erklärt im Interview der Diplomantin im November 2005 (S.22) den „Zufall“:
„Also ausschlaggebend für uns war eigentlich herauszufinden: erstens einmal die Situation Zirbe und Mottenschutz beziehungsweise antibakterielle Wirkung. Das war einmal das erste Thema, und wir sind dann eigentlich durch einen Zufall auf die zweite Studie gestoßen.“
Das Team vom Joanneum Research Graz, eines der größten außeruniversitären Forschungsinstitute Österreichs, wurde von der Schreinerei Lindner vor Ort tatkräftig unterstützt, die sich von der Aktion vor allem Werbung für den eigenen Betrieb versprach (S.23). Sie ließen 15 (!) Teilnehmer für je sechs Nächte in einem Bett aus Zirbenholz, einem Spanplattenbett mit Dekor und in deren eigenem Bett schlafen. Welches Bett die Teilnehmer zuerst erhielten, wurde per Los ermittelt. Lattenrost und Matratze waren immer die eigenen und den Zweck des Versuchs kannten die Teilnehmer nicht. Während die Probanden schliefen, zeichneten die Forscher mit einem mobilen Gerät deren Herzschläge und Hirnströme auf. Am Ende zeigte sich: der Puls der 15 Teilnehmer scheint beim Schlaf im Zirbenbett niedriger als im Spanplattenbett gewesen zu sein, aber nahezu gleich hoch, wie im eigenen. Genaue Daten liefert der Forschungsbericht allerdings keine, die Ergebnisse seien nicht zuletzt aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht wissenschaftlich belegt .
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Kurzer NACHTRAG am 29. August 2022:
Die Autoren haben die Studie von 2003 ohne wissenschaftliche Aussagekraft im Jahr 2021 nochmal veröffentlicht (bar neuer Erkentnisse – wenn Sie die Studie im Chrombrowser öffnen, können Sie eine deutsche Übersetzung lesen), an der aktualisierten Bewertung in „Medizin transparent“ darüber hat sich aber nichts geändert: „Kein Hinweis auf beseren Schlaf“, „Messungen ohne Aussagekraft“ sind die Überschriften des überarbeiteten Artikels von Bernd Kerschner.
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Aus Zirbenholz kann man auch ganze Schlafzimmer bauen, aber dieses hier mit Leiter ist aus Ahorn mit Thermobuche
Ein Mitarbeiter des Instituts wird in der Diplomarbeit mit den Worten zitiert (S.26):
„Streng genommen sollte man die Studie noch einmal wiederholen. (…) um ganz sicher zu gehen, wäre es natürlich schön, das Ganze noch einmal zu machen und zu schauen, ob man mit anderen Personen wieder
zum gleichen Ergebnis kommt.“ Und […] der Herr DI [Langer, vom auftraggebenden Verband, Anm. A. I.] hat kein Interesse daran, für den ist das positiv abgeschlossen.“ Die Autorin dazu:
„Das wirtschaftliche Interesse der Auftraggeber steht also in gewisser Weise dem Wunsch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsinstituts nach hohen wissenschaftlichen Standards entgegen und umgekehrt.“
Die Episode der gleichen Untersuchung mit Fichtenholz

Das gesunde Bett kann aus Zirbenholz oder anderen Holzarten Freude machen, dieses hier erfreut in Buche
Schreinerkollege Lindner hat eine ähnlich angelegte Untersuchung beim gleichen Institut mit Fichtenmassivholz versus Spanplatte mit ähnlich positiven Ergebnissen für Massivholz durchgeführt. (S.27) „Dass diesmal die Auftraggeber (mit Ausnahme der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol, die auch am Zirbenholzprojekt beteiligt war) andere waren, überrascht wohl nicht, denn ähnliche Ergebnisse über eine andere Holzart können für die Auftraggeber der Zirbenholzstudie wohl kaum von Interesse sein.“ Das deutete auch der an der Studie beteiligte Schreiner im Interview an:
„Es ist die Frage gewesen, ob wir weitere Holzarten auch versuchen zu erforschen, ob das auch gut ist fürs Herz. Da hat er [Herr DI Langer, Auftraggeber der Studie, A.I.] gesagt, nein, das ist althergebracht, das weiß er […] aus Beobachtungen, und das wurde jetzt bewiesen, man soll es belassen, rein nur die Zirbe ist gut fürs Herz.“
Es ist also kein Wunder, dass diese zweite Studie nie Beachtung fand, Diplomandin Ana Ionesu schrieb (S.23): „… ,lässt sich doch anhand des Forschungsdesigns eine klare Favorisierung der Interessen der Auftraggeber feststellen.“
Fazit

Wir halten das ergonomische Bettsystem aus Naturmaterialien für gesundheitlich wichtiger, als die Wahl unter den Holzarten
Wir Möbelmacher sind zutiefst davon überzeugt, dass Massivholz einen positiven und messbaren Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen hat, wir engagieren uns seit 30 Jahren für gesunde Schlaf- und Wohnräume. Die angeführte Studie liefert aber keinen Beweis dafür, dass gerade die Zirbe besondere Eigenschaften hat, denn der Vergleich Spanplatte versus Massivholz lässt keinen logischen Rückschluss auf die ausschließlichen Eigenschaften dieser getesteten Holzart zu. Deswegen wären weitere wissenschaftlich fundierte Forschungen mit unterschiedlichen Holzarten sehr hilfreich, aber leider unwahrscheinlich.

Es kann, muss aber nicht immer Zirbe sein, denn auch die Eiche aus der Hersbrucker Alb sorgt für gesundes Schlafklima
Nachdem neue Untersuchungen zum Thema bis zum Dezember 2017 noch nicht veröffentlicht wurden (siehe Fußnote hier), empfehlen wir unseren Kunden weiterhin das Hartholz aus der Hersbrucker Alb und bauen trotzdem für Menschen, die den Zirbengeruch mögen, genauso gerne ein Zirbenbett. Oder wir empfehlen unsere gesammelte Zirbenhobelspäne, die wir auch in die Kissenfüllungen beimischen können oder gleich das mit Zirbenspäne versetzte Unterbett von Pro Natura. Überhaupt ist das Bettsystem und die Matratze nach unserer Überzeugung ein sehr viel wichtigerer Faktor für den erholsamen Schlaf, als die unterschiedlichen Holzarten innerhalb von Massivholz. Und dass unsere Werkstatt spanplattenfreie Zone ist, hat sich schon herumgesprochen, dafür brauchen wir keine Studie.
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Die Quellen:
Der vermeintliche Forschungsbericht
Kritik von Gerald Gartlehner im „Standard, 10.7.2015
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Hallo,
Zirbenduft ist ja wirklich herrlich.
Vielleicht schaut ihr ja auch mal auf meine Homepage:
http://www.zirbendufterhimazirb.de
Hier findest du eine Zirbenduftsäule in Symbiose mit Himalayasalzsteinen.
HimaZirb verbindet die Vorteile des Zirbenholzes mit denen der Salzsteine, deshalb auch sehr gut für Allergiker geeignet.
Ein Designerstück das Zirbenduft verströmt mit handwerklicher Meisterkunst.
Gruß
HimaZirb
Interessant, dass auch die Holzarten bei Betten Trends unterliegen können. Ich habe auch ein paar Bekannte, die sich ein Bett aus Zirbenholz gekauft haben. Aber ich braucht im Moment keine neues, also stellt sich die Frage für mich nicht so, ob ich diesem Trend folge.
Vielen Dank für den sehr ausführlichen Artikel! Ich kann selbst bestätigen, dass der Duft der Zirbe wirklich einmalig ist und an Urlaub in Österreich erinnert! Ich besitze zwar kein Bett aus Zirbe (- da ich einfach der Fan von Boxspringbetten bin :D), aber ich habe mir selbst ein Zirbenkissen gekauft, weil ich den Geruch liebe – und ich bin bis heute super zufrieden damit!
Laut der Wirtschaftskammer Österreichs (WKO) hat in der Zwischenzeit der „Verband sozialer Wettbewerb“ viele Betriebe abgemahnt, die mit Wirkaussagen der Zirbe warben, was in Deutschland nicht zulässig ist. Weil die oben erwähnte Untersuchung wissenschaftlich nicht haltbar ist, haben sie damit leider auch noch Erfolg. Man möge uns nicht falsch verstehen: wir haben nichts gegen die Zirbe und verarbeiten sie auch gerne für unsere Kunden, wir weisen nur darauf hin, dass sie keine bisher nachgewiesenen gesundheitlichen Vorteile in sich trägt und warnen unsere Kollegen vor Unannehmlichkeiten. https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/deutschland-vorsicht-bei-der-werbung-fuer-zirbenholz.html
Hallo,
sehr schöner Beitrag. Kann alle genannte Vorteile super nachempfinden. Mir persönlich hilft es beim Einschlafen extrem. Der Duft meines Zirbenkissens lässt mich im Handumdrehen einschlafen. ( was wegen meiner Schichtarbeit nie so leicht war).
Spare nun auf Ein Bett! Super Beitrag. Weiter so!
Es gibt sie doch noch.. Blogger mit Leidenschaft. Sehr schöner Artikel. Wie wir dann doch von Massenproduktion und Plastik auf die Schätze unserer Natur zurückkommen. Die Zirbe ist ein sehr außergewöhnlicher Baum. Ein Bett habe ich ebenfalls noch nicht, es steht allerdings weit oben auf meinem Wunschzettel.
Viele Grüße aus Münster
Sehr schöner Artikel mit schönen Fotos, die richtig Lust drauf machen, etwas für sein Herz und guten Schlaf zu tun. Ich beschäftige mich ebenfalls viel mit Zirbenholz und bin überzeugt davon, dass die Wirkung immens ist, selbst wenn die durchgeführten Studien oftmals belächelt werden.
Weiter so und Danke für den Text!
Susanne
Ich möchte ein neues Bett kaufen. Gut zu wissen, dass Massivholz einen messbaren Einfluss auf das Wohlbefinden der Menschen hat. Ich werde mich dazu mehr informieren.
Mich würde es auch interessieren, ob es Unterschiede gibt, wenn man die Studie nochmal wiederholen würde. Ich möchte mir auch ein Zirbenholz-Bett zulegen. Dafür wende ich mich nächste Woche an einen Fachhändler für Naturbetten.