von | Jan 27, 2007

Die Taz schreibt über Slow City und die Möbelmacher und verlinkt falsch

Cittaslow und Slowfood, Hutanger, Presse - über und von uns, Slowfood & Cittaslow

Leider ist der gedruckte Link und auch der online erreichbare falsch, weil er zu einem Kollegen führt, der die Ö-Domains über "eins und eins" reservieren ließ, während ich das bei Strato vegeblich versuchte. Zu den richtigen Möbelmachern kommt man leider nur mit oe: www.die-moebelmacher.de.

Tazartikelslowcity07

 

Über den Besuch von Edith Kresta in Hersbruck haben wir in dem Beitrag "Wenn zwei schwule Schreiner aus Köln die Möbelmacher gegründet hätten?" und   "Slow City Hersbruck und Slow Food Nürnberg in der Taz und im Bayerischen Rundfunk …" berichtet, also verlinken wir einfach auf den schönen Artikel in der Taz namens  Heimat auf dem Teller   und auf unsere neuen geschichtsträchtigen Seiten auf der homepage über Slow City und Slow Food. Dort haben wir endlich mal alles zusammengefasst um bei Gesprächen nicht immer bei Adam und Eva anfangen zu müssen.

Durch besonderes Verhandlungsgeschick mit der Taz –Br_taz_intewrviewkche1000_1 Lizensgeberin Corninna Urbach, konnten wir als kleine Entschädigung für den falschen Link und die Tatsache, dass da auch niemand zu erreichen ist (außer eben jener Corinna) die offizielle Genehmigung für den Abdruck des Artikels vom 27.1.07 ergattern. Hier ist er:


www.taz.de

Heimat auf dem Teller

Aus der Slow-Food-Bewegung entstanden die Slow Cities. Hersbruck in der Fränkischen Alb gehört als erste Stadt Deutschlands dazu

AUS HERSBRUCK EDITH KRESTA

"Wenn Sie die Sau Kretzensia hier irgendwo in der Gegend sehen, dann
kann es passieren, dass Sie sie womöglich ein paar Tage später in einem
unserer gastronomischen Betriebe auf Ihrem Teller wiedersehen", erklärt
Wolfgang Plattmeier lebensnah das regionale Direktvermarktungskonzept.
Plattmeier ist SPD-Mitglied und seit zwanzig Jahren Bürgermeister von
Hersbruck in der Fränkischen Alb – ein persönlicher Triumph in dieser
CSU-Hochburg und dem Geburtsort von Günther Beckstein. Die Stadt mit
den mittelalterlichen Fachwerkhäusern, an der alten Handelsroute
zwischen Nürnberg und Prag gelegen, würde indes nicht weiter auffallen,
wäre sie nicht 2001 erste deutsche "Città Slow" geworden.

Die Idee stammt aus Italien – dort gibt es bereits über 60 Städte,
die das Label cittaslow tragen, das sich aus der Slow-Food-Bewegung
entwickelt hat. Das Konzept von der langsamen Stadt – Plattmeier
spricht lieber dynamisch von der lebenswerten Stadt – beschränkt sich
nicht auf Lebensmittel aus der Region wie beispielsweise die Sau
Kretzensia. Es geht um nachhaltige Entwicklung: um Umwelt, regionale
Wirtschaftskreisläufe, die eigene Geschichte und den Erhalt
charakteristischer Architektur. Es geht um "Städte, in denen man
neugierig auf die Geschichte ist. Städte, die reich an Theatern,
Plätzen, Veranstaltungen, Cafés und Restaurants sind. Städte mit
unberührter Landschaft, wo man den Wechsel der Jahreszeiten und ihre
unterschiedlichen Früchte erleben kann", steht im Manifest der Slow
Cities.

Und da fügt sich das fränkische Hersbruck mit seiner traditionell
kleinteiligen, mittelständischen Struktur gut ein. Die Preise in Hotels
und Restaurants sind moderat, die Mittelgebirgslandschaft ist ideal zum
Wandern und das Essen dank neuer Achtsamkeit nicht nur deftig, sondern
auch gut. Das Label der langsamen Stadt ist Marketinginstrument für die
Stadt, aber vor allem auch Anreiz zur Eigeninitiative.

Einige engagierte Gastwirte haben sich zu "Heimat auf’m Teller"
zusammengeschlossen". Auf ihrer Speisekarte weisen sie alle Gerichte,
die aus Produkten von Direktvermarktern bestehen, gesondert aus. Und
damit der Nachwuchs auch weiß, dass Kartoffelknödel aus Kartoffeln vom
Acker und nicht aus der Tüte kommen, können Miniköche zwischen neun und
zwölf Jahren bei diesen Gastronomen erste Einblicke in das Handwerk
gewinnen: Einmal im Monat, zwei Jahre lang erfahren Kinder aus der
Umgebung alles über den Umgang mit Gemüse, von der Aussaat bis zur
Verarbeitung in der Küche, aber auch mit den deftigen Fleischgerichten
der Region. "Das kommt gut an. Wir haben uns auch angesehen, wie eine
Sau verarbeitet wird, und anschließend die frischen Würste verkostet",
erzählt Peter Bauer vom Hotel und Restaurant Bauer, der heute ein
Beuschel vom heimischen Schwein auf der Karte hat. "Solche Aktionen
schärfen den Blick für die Qualität", weiß er.

Der Trend geht zum Regionalen. Nicht
nur in Hersbruck. In Zeiten von industriellem Designerfood,
Gammelfleisch und globaler Ramschproduktion stehen der einheimische
Käse, der Handwerker vor Ort oder auch die Vielfalt der Streuobstwiesen
mit ihren verschiedenen Apfelsorten wieder für Qualität. Bereits drei
weitere deutsche Städte haben sich der Slow-City-Bewegung
angeschlossen: Überlingen am Bodensee, Waldkirch bei Freiburg und das
fränkische Schwarzbruck. Der Agraringenieur Rainer Wölfel vom
Naturschutzzentrum Wengleinpark gehört zu denjenigen, die die
Regionalentwicklung um Hersbruck aktiv vorantreiben. "Der Schlüssel für
die erfolgreiche Entwicklung vieler Regionen ist das eigene
Selbstbewusstsein und das Wissen um die eigene Stärke", sagt er. "Dazu
gehört die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Akteuren und dass man
auf Gleichberechtigung Wert legt." 1998 hatte er mit anderen Aktiven
die Idee zu einem regionalen Aktionstag, an dem Direktvermarkter,
Handwerker und Künstler aus der Region zusammentreffen. Das Konzept
schlug ein: Vergangenes Jahr kamen 90 Aussteller und 10.000 Besucher.
"Meine Zielvorstellung ist", sagt Wölfel, "dass die Region hinter den
Projekten steht, und dass sich vor allem im touristischen Bereich noch
mehr Betriebe anschließen."

Wie der Gastwirt Peter Bauer, der den Umbau und die Neugestaltung
seines Hotels in der Altstadt zumindest teilweise den Möbelmachern vor
Ort überließ. Die Handwerker arbeiten ausschließlich mit Holz aus der
Region. Gut verarbeitete Möbelstücke, modern im Design, individuell
zugeschnitten. "Wir machen keine Möbel für Reiche", sagt der Mitgründer
der Möbelmacher, Herwig Danzer, auf den hohen Preis angesprochen. "Wir
machen Möbel für Leute, die Prioritäten setzen und Wert auf Qualität
legen." 2006 erhielten die-möbelmacher.de den unter anderem von der taz
ausgelobten Preis der Arbeit, der auch soziales Betriebsmanagement
belohnt. Die Möbelmacher sind ein wichtiges Standbein der
Regionalentwicklung, denn diese lebt vom Engagement einzelner Akteure.
Sie sind mit sämtlichen namhaften Initiativen vor Ort vernetzt. Vom
"Initiativkreis Holz aus der Frankenalb" über die "Altstadt Freunde
Hersbruck" bis zum "Verein Dokumentationsstätte KZ Hersbruck".

Die Altstadt von Hersbruck ist schnell erkundet. Die meisten
Fachwerkfassaden sind restauriert, auch dank eines Förderprogramms des
bayerischen Staates: Für Fassadengestaltung gibt es öffentliche
Zuschüsse. Es gibt ein Hirtenmuseum, das die Tradition der Hirten und
ihrer dorfnahen Weideflächen, den Hutanger, beleuchtet; es gibt einen
kleinen Markt, kleine Geschäfte, Cafés. Im Türmchen der noch erhaltenen
Stadtmauer hat die Dokumentationsstelle KZ Hersbruck eine kleine
Ausstellung eingerichtet. Eine alte Fotografie zeigt die Umrisse des
einstigen Lagers. Tausende Menschen starben dort in wenigen Monaten
aufgrund der harten Bedingungen. Es befremdet, dass dieses Gebiet heute
Freizeitzentrum der Stadt mit Tennisplätzen und Thermalbad ist. Nur ein
kleiner Gedenkstein erinnert dort an die Opfer. "Die Stadt tut sich
schwer mit der Vergangenheitsbewältigung", sagt Peter Schön von der
Dokumentationsstelle. "Da wird um jedes Täfelchen gekämpft. Auch um die
Skulptur eines italienischen Künstlers. Aus dem vier Meter hohen
Mahnmal soll nun ein unauffälligeres Kunstwerk werden." Bürgermeister
Plattmeier pflichtet ihm bei: "Hersbruck war eine sehr folgsame Stadt.
Das Thema muss erst noch verinnerlicht werden."

Hersbruck ist eine sehr deutsche Stadt. Auch mit ihrem
Ökoengagement: Die Therme wird mit Hackschnitzeln aus den umliegende
Wäldern beheizt. Und selbstverständlich erreicht man Hersbruck sanft
mobil: Anreise im Viertelstundentakt mit der Bahn ab Nürnberg. Vor Ort
kann man sich im öffentlichen Nahverkehr mit erdgasbetrieben Bussen
weiterbewegen. Langsam, stetig, zukunftsträchtig.

Infos: Naturschutzzentrum Wengleinpark e. V., www.hutanger.de; Regional ist lecker: www.heimat-aufm-teller.de; Fremdenverkehrsamt Hersbruck: www.frankenalb.de; www.die-moebelmacher.de (korrigiert!); Citta-Slow-Verein der lebenswerten Städte: www.cittaslow.info

EDITH KRESTA ist taz-Redakteurin für Reise und Interkulturelles

taz Magazin Nr. 8186 vom 27.1.2007, Seite VII, 201 TAZ-Bericht EDITH KRESTA

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