von | Aug 8, 2008

Stille Tage mit sanften Lamas – wandern in den südlichen Cevennen

Hutanger

von Alice Niklaus

P1050678aDer Caroux ist ein Naturreservat in den Cevennen. Sud-Escapade, eine heimische Organisation, war damals am Anfang des Experiments, einen sanften Tourismus mit Gruppen von höchstens 9 Personen und Lamas als Tragtiere anzubahnen. Wir lasen davon, meldeten uns an, und an einem sonnigen Nachmittag Ende Juni vor sechzehn Jahren trafen wir im Mas de Riol (mas = südfranzösisches Bauernhaus), dem Ausgangspunkt der Wanderungen, ein. Kaum da, wurden wir von neugierigen Lamas beäugt. Nicht weniger gespannt auf die zwei Gruppenmitglieder aus Deutschland war Pascal, ein pariser Jurist und Aussteiger. Der Anfang war gemacht, wir fühlten uns wohl.

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1. Tag. Unsere Lamas warten auf uns.
Da ist die hochträchtige Stute Lima,P1050675_2
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Nazca und Cuzco. Für zwei Personen ein Tragtier. Wir wussten: nicht mehr als 12 kg pro Person darf der Rucksack wiegen. Alles, was über 12 Kilo hinaus geht, wird nicht akzeptiert! Strikt! Unser Auto mit dem Gepäck für die zweite Ferienwoche blieb auf der Mas zurück, inklusive Autoschlüssel. Wir lernten: Unsere Lamas sind zutraulich, verspielt, zärtlich, anhänglich, leichtfüssig, sie fressen (fast) alles, was sie erwischen können. Sie sind schreckhaft, sie wollen nicht geschimpft werden, wenn doch, reagieren sie bockig. Speien war überhaupt kein Thema. Lamas gehen im Schnitt im gleichen Tempo wie die Menschen. Sie haben das ähnliche Ruhe- und Schlafbedürfnis. Sie werden immer am Seil geführt, an Steilhängen geht der Mensch immer innen – warum wurde uns ganz schnell klar! – Der wichtigste Mensch in und für unsere Gruppe war selbstverständlich der Wanderführer, ein junger Bolivianer mit dem klingenden Namen Chucho, den das Studium nach Frankreich verschlagen hatte. Ihm gehorchten die Lamas auf ein Flüstern, darum war er für mich der Lamaflüsterer. Der Schwierigkeitsgrad unserer "randonnée de rêve" (Traumwandertour) wurde so beschrieben: Wanderungen für alle, die in guter körperlichen Verfassung sind, täglich 4 – 6 Stunden Marsch in einem angenehmen Rythmus, weit weg von Konkurrenzdenken. Unterkünfte: sehr verschieden, Hütte, sehr einfach eingerichtet, aber in einer wunderbaren Umgebung, gite d’étappe (wer je in Frankreich abseits der Städte war, weiss, dass es in  ländlichen Gebieten an jeder Ecke eine gite gibt), das sind Lager zum Übernachten plus Frühstück, oder Unterkunft bei Bauern. Wir haben alles erlebt! – Zurück zur "Eingangstour". Wir stiegen bis auf 800 m auf durch dichte Büsche, die einen Weg nur erahnen liessen, immer den zärtlichen Atem von Cuzco in meinem Nacken. Was für ein Gefühlt! Unterwegs Picknick und baden in der Wanne unter dem Wasserfall, eiskalt, Gebirgswasser, wir hielten es einige Sekunden aus. Unter Picknick steht in unserem Tagebuch: Guiche Lorraine, Salat, Schinken, Erdbeeren, Pfirsiche, Wein und Kaffee. Ein Gutshof mit grossem Lager erwartete uns. Duschen und Abendessen. Menu: Wildschwein, Kartoffeln mit Wacholderbeeren und Pfefferkörnern, gefolgt von Ente, Salat, Schaf- und Ziegenkäse, Schokoladen-Charlotte, Wein und Kaffee. Und ab in den Schlafsack.

Fortsetzung folgt…………

Anmerkung zur ’schrägen‘ Fotoplazierung: ich habe die Bilder von Dias abfotografiert. Die Verkleinerung geht etwas daneben, ich bin halt kein Profi!

5 Kommentare

  1. gerda münzenberg

    Liebe Frau Niklaus, ich freue mich schon auf die Fortsetzung! Vor vielen Jahren waren wir auch ein paarmal in den Cevennen und es hat uns dort sehr gut gefallen. Ich bin gespannt auf weitere Bilder , ob zu sehen, ob wir an gleichen Orten waren!. Herzlichen Gruß, Gerda Münzenberg

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